Lagginhorn 4010m

Das Lagginhorn in den Walliser Alpen erhebt sich zwischen dem Fletschhorn und dem Weissmies auf eine Höhe von 4010m. Dieser Viertausender lässt sich ohne nennenswerte Gletscherüberquerung besteigen und ist daher auch für eine Solobesteigung geeignet.

Nachdem ich vor Kurzem bereits über den Südgrat auf den Südgipfel gestiegen war, wollte ich dieses Mal über den Westgrat den Hauptgipfel erreichen

Ich fuhr also mit der ersten Seilbahn von Saas-Grund hinauf zum Kreuzboden. Meinen Aufstieg begann ich hier auf einer Höhe von 2397m. Ich hielt mich zunächst oberhalb der Seilbahn links, Richtung Jägihorn. Etwa auf 2800m Höhe querte ich weglos nach rechts auf den Moränenrücken über den ich den Anfang des Lagginhorn-Westgrates erreichte. Die Weissmieshütte hatte ich dabei im direkten Aufstieg umgangen.

Beim Einstieg in den Westgrat kletterte die Sonne gerade über den Gipfelgrat des Lagginhorns und erzeugte ein unangenehm blendendes Gegenlicht.

Es war schwierig, auf den ersten Höhenmetern des Westgrates, den besten Aufstieg zu finden. Ich kletterte über grobe Felsblöcke und hielt plötzlich überrascht inne. Direkt hinter einem dieser Felsblöcke, keine vier Meter vor mir, stand ein Steinbock und schaute mich ruhig an. Völlig ohne Scheu posierte er vor mir auf einer Felsplatte. Offensichtlich hatte er aber ein anderes Ziel als ich, denn er ließ mich allein weiter aufsteigen. Ich kletterte auf dem immer steiler werdenden Grat bis zu der Stelle, an dem die Aufstiegsroute vom Lagginhorngletscher einmündete. Hier traf ich auf eine englische Seilschaft, die sich gerade entschied wieder umzukehren und den Gipfel an diesem Tag nicht zu versuchen. Während sie zum Lagginhorngletscher hinabstiegen, kletterte ich auf dem Grat weiter aufwärts. Zwischen den Felsblöcken lag inzwischen immer mehr Neuschnee. Nach einer weiteren kombinierten Steilstufe war die Schneedecke geschlossen. Hier begann der steile Gipfelhang in direkter Falllinie über dem Fletschhorngletscher. An dieser Stelle waren vor wenigen Tagen fünf deutsche Bergsteiger in den Tod gestürzt. Während ich den Blick über den Abgrund schweifen ließ musste ich an diese Tragödie, die Opfer und deren Familien denken. Mit einem beklemmenden Gefühl hackte ich die Frontalzacken meiner Steigeisen in den steilen Firnhang und zog mich am Pickel weiter hinauf. Dann wurde es wieder etwas flacher. Ich hatte den Grat vom Fletschhorn zum Lagginhorn erreicht. Hier musste ich darauf achten, die Spur nicht zu hoch zu legen, da der Grat meist überwechtet ist. Noch ein paar Höhenmeter und dann hatte ich es geschafft. Ich stand auf dem 4010 Meter hohen Gipfel des Lagginhorns. Die Sonne schien kräftig und sorgte für warme Temperaturen in dieser Höhe. Während meiner Gipfelrast genoss ich das erhebende Gefühl des Gipfelerfolges und den fantastischen Blick auf die umliegenden weißen Bergriesen. Doch bald begann ich wieder den Abstieg, da der Schnee drohte weich zu werden. Ich stieg entlang meines Aufstiegsweges bis zur Route zum Lagginhorngletscher ab. Hier entschied ich mich nach links vom Grat abzusteigen und weiter über den Gletscher zu gehen. Der Lagginhorngletscher gilt als spaltenarm und ohne Probleme erreichte ich bald die Weissmieshütte. Hinab zum Kreuzboden folgte ich weiter dem Pfad und erreichte die Seilbahnstation nach acht Stunden Hochtour. Ich hatte noch etwas Zeit, die Sonne und den Blick hinauf zum Lagginhorngipfel zu genießen, bevor ich mit der letzten Seilbahn ins Tal nach Saas-Grund zurück gondelte.

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